Der europäische Private-Equity-Markt hatte im 3. Quartal zwar erneut vergleichsweise langsame Geschäfte zu verbuchen, doch dem jüngsten Bericht «European PE Breakdown» von PitchBook zufolge lassen sich erste Anzeichen einer Erholung erkennen. Diese zeichnen sich sowohl in der durchschnittlichen Transaktionsgrösse als auch in den Exits ab … und ein Sektor hat sogar einen neuen Rekord aufgestellt. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich wirft einen Blick auf die positiven Trends im europäischen Private-Equity-Geschäft.
Finanzdienstleistungssektor verzeichnete Rekordabschlüsse
Zunächst einmal zu der Verlangsamung der Geschäfte: Der Gesamtwert der europäischen Private-Equity-Abschlüsse im dritten Quartal lag um 4,7 Prozent unter dem des Vorquartals und um 2,8 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Diese Ergebnisse sind jedoch weniger ungünstig, als sie auf den ersten Blick erscheinen mögen: Nicht nur übertraf das dritte Quartal 2023 damit die Zahlen aus den Jahren vor 2020, das Gesamtjahr 2023 ist sogar auf dem besten Weg, im Hinblick auf den Transaktionsvolumen den Wert aus dem Jahr 2019 zu übertreffen – den bisherigen Höchststand vor dem Rekordjahr 2021.
Besonders ein Segment des Private-Equity-Marktes hat sich im zurückliegenden Quartal hervorgetan: Mit Private-Equity-Abschlüssen im Wert von 29,4 Milliarden Euro waren die Monate von Juli bis September ein Rekordquartal für den europäischen Finanzdienstleistungssektor. Das aktuelle Transaktionsvolumen entspricht einem Anstieg von 83,8 Prozent gegenüber dem bereits starken Vorquartal und um ganze 244,4 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2022.
Durchschnittlicher Dealwert gestiegen
Seit dem Höchststand Ende 2021 haben Mega-Deals mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Euro bei den europäische Private-Equity-Investoren merklich an Beliebtheit verloren. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden lediglich 28 dieser Grossabschlüsse getätigt, was dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren entspricht. Wie Artan Qelaj hervorhebt, ist die durchschnittliche Transaktionsgrösse im Vergleich zu den Vorquartalen trotz dieser Abwendung von Grossdeals gestiegen: Betrug der durchschnittliche Transaktionswert im ersten Quartal noch 124,1 Millionen Euro, war er im dritten Quartal auf 289,6 Millionen Euro angewachsen. Die PitchBook-Analysten haben eine nachvollziehbare Erklärung für dieses Phänomen: Abschlüsse zwischen 100 Millionen Euro und 500 Millionen Euro haben zuletzt einen wahren Popularitätsschub erfahren und machten im dritten Quartal nunmehr 56,8 Prozent des Private-Equity-Geschäfts in Europa aus.
Exits im Aufwärtstrend
Das neben dem gestiegenen Durchschnittswert wichtigste Zeichen für eine Wiederbelebung des europäischen Private-Equity-Geschäfts zeigt sich bei den Exits: Im dritten Quartal 2023 stieg der Wert der PE-Ausstiege das zweite Quartal in Folge und erhöhte sich um 18,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Massgeblich getragen wurde dieser Anstieg von acht Mega-Exits im Wert von über einer Milliarde Euro, die 2023 schon jetzt nach 2021 zum zweitstärksten Jahr für Gross-Exits machen.
Diese Dominanz der Mega-Exits spiegelt sich auch in den Mittelwerten: Der durchschnittliche Exit-Wert stieg gegenüber den Zahlen für das Gesamtjahr 2022 um 69,7 Prozent, der Median-Wert um 31,1 Prozent.
Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich erachtet diese positiven Anzeichen als Vorboten für eine nachhaltige Erholung am Private-Equity-Markt in Europa und ist optimistisch, was die Entwicklung in den kommenden Monaten angeht.
Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay