Institutionelle Anleger investieren schon heute im Schnitt fast ein Viertel ihres Portfolios in illiquide Vermögenswerte wie Private Equity – und dieser Anteil wird nach Eigeneinschätzungen in den kommenden Jahren noch wachsen. Im Gegenzug für die Illiquidität erwartet die Investoren jedoch eine Mehrrendite von knapp zwei Prozent. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich stellt die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage vor und erläutert, was es mit der Liquidität von Investments auf sich hat.
Was versteht man im Finanzwesen unter Illiquidität?
In der Wirtschaft bezieht sich der Begriff der Liquidität auf Unternehmen und beschreibt deren Fähigkeit, ihren bestehenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Damit stellt die Bezeichnung eine Bewertung der Zahlungsfähigkeit eines Geschäftsbetriebes dar: Illiquide ist ein Unternehmen dann, wenn es nicht über ausreichend Kapital verfügt, um seine laufenden finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.
In der Finanzwelt bezieht sich die Liquidität hingegen auf Vermögenswerte und die Möglichkeit, diese innerhalb kurzer Zeit und ohne grossen Aufwand wieder verkaufen und so zu Geld generieren zu können. Illiquide ist in diesem Zusammenhang ein Asset, bei dem sich die investierten Mittel nicht schnell wieder in Bargeld beziehungsweise Bankguthaben umwandeln lassen. Illiquide Anlagen werden also in der Regel länger gehalten und eher selten verkauft. Im Gegenzug bieten illiquide Vermögenswerte häufig mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktschwankungen sowie Mehrrenditen im Vergleich zu anderen Investments, welche in diesem Kontext auch oft als „Illiquiditätsprämien“ bezeichnet werden. Wie der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj erläutert, zählt Private Equity zu den Paradebeispielen unter den Investments, die beide dieser Vorzüge der Illiquidität mit sich bringen.
Allokation in illiquide Assets wächst
Genau diese illiquiden Anlagen sind es, die sich bei institutionellen Investoren einer grossen Beliebtheit erfreuen, die in Zukunft nur noch wachsen dürfte. Hier verweist Artan Qelaj auf eine Umfrage der Managing Partners Group (MPG) unter 100 Vermögensverwaltern und institutionellen Anlegern in der Schweiz, Deutschland, Italien, dem Vereinigten Königreich und den USA. Diese Profiinvestoren, die zusammen ein Anlagevermögen in Höhe von 294 Mrd. Euro betreuen, legen aktuell im Schnitt 23,5 Prozent des von ihnen verwalteten Vermögens in illiquide Assets wie Private Equity an.
Und diese bereits beträchtliche Allokation dürfte künftig noch weiter steigen: 95 Prozent der befragten Anleger gehen davon aus, dass die Investitionen in illiquide Vermögenswerte in den kommenden fünf Jahren zunehmen werden, 31 Prozent davon rechnen sogar mit einem starken Anstieg.
Anleger und Anlegerinnen erwarten Prämie für Illiquidität
Diese geplante Ausweitung der illiquiden Allokation hat einen ganz handfesten Hintergrund: die bereits angesprochene „Illiquiditätsprämie“, also die Überrenditen, die illiquide Investments gegenüber liquideren Anlageformen erwirtschaften. Genau auf diese setzen die professionellen Anleger und Anlegerinnen und erwarten laut MPG-Studie zum Ausgleich für die verminderte Liquidität ihres Investments im Schnitt eine jährliche Mehrrendite von mindestens 1,81 Prozent.
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